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Am 29. August startete der Mediendienst kress mit Mobilszene.de einen Infodienst für die Mobil-Branche. Der Verantwortliche Redakteur Christian Lohmüller zieht im Interview eine erste Bilanz und verrät, warum der Newsletter und nicht die Website der wichtigste Kanal für sein Portal ist.

Außerdem beantwortet er im Gespräch mit Marcel Fröbe die Frage, ob es für einen neuen Mobil-Dienst nicht schon etwas spät ist – welche inhaltlichen Ziele er sich gesetzt hat – und er erklärt, warum noch immer ein Beta-Label auf der Website prangt.

Wie lief der Start von Mobilszene.de?

Bisher lief alles ganz gut, mit der Entwicklung sind wir mehr als zufrieden. Es gibt einen stetigen Trend nach oben. So kurz nach dem Start ist man aber natürlich noch nicht dort, wo man sich wirklich sehen will.

Gibt es schon Feedback von Seiten der Nutzer?

Die Leute lesen den Dienst gerne, über die Themenmischung haben wir bislang auch nur Positives gehört. Ich denke, wir sind auf bestem Wege, dass bei der Themenmischung eine eigene Handschrift deutlich wird.

Ihr bietet einen Newsletter an, seid natürlich auch über alle anderen Kanäle verfügbar. Etwas provokant gefragt: Wollt ihr überhaupt Nutzer auf eurer Seite?

Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Newsletter-Abonnenten. Visits sind auch wichtig, aber das zentrale Element ist der Newsletter. Und dass wir mit Veröffentlichungen auf Twitter oder Facebook die Öffnungsrate im Newsletter beeinflussen, habe ich bisher nicht festgestellt.

Wie wichtig ist denn der Newsletter für Mobilszene.de?

Das kommt auf die Art des Konsums an. Wenn man viel unterwegs ist, verlässt man sich schon auf den Newsletter. Man sucht nicht jede Website auf, die einen interessiert. Deshalb denke ich schon, dass Informationen bei der mobilen Nutzung gepusht werden müssen. Und nicht, dass sich der Nutzer die Informationen aktiv holen muss. Das ist anders als im stationären Internet.

Also ist die Website ein Nebenbei-Produkt?

Die Website ist optimiert für die mobile Nutzung. Sie liest sich gut auf Smartphones oder auf Tablets. Wer jetzt nicht unbedingt auf den Newsletter warten will, der kann sich auch auf der Website updaten – oder wenn er bei Twitter auf den Link klickt. Das ist die Aufgabe der Website. Zudem bietet die Seite mehr als der Newsletter. Wir haben beispielsweise eine Termin-Datenbank, die nicht im Newsletter mitgeliefert wird.

Ob Newsletter oder nicht: Im Endeffekt, berichtige mich, seid ihr ja auch nur ein neuer Mediendienst.

Ein neuer Mediendienst für neue Medien, ja.

Ist aber dieser Markt für „neue“ Mediendienste nicht schon überfüllt?

Mobilszene.de bewegt sich abseits von MEEDIA und DWDL, W&V und Horizont. Die sind ja eher dort zugange, wo auch kress ist. Mobilszene.de ist dagegen streng auf Mobile fokussiert. Das ist unser roter Faden. Ich frage mich bei allem: Ist das relevant für Leute, die mit mobilen Endgeräten zu tun haben?

Dabei richtet sich Mobilszene.de nicht nur an Medienunternehmen, sondern unter anderem auch an Händler. Mobile Payment und Mobile Commerce spielen für uns eine große Rolle. Das sind Sachen, die kress nicht abdeckt.

War es nicht ein bisschen spät, im August 2012 noch mit einem Mobil-Dienst zu starten?

Natürlich! Es wäre schön gewesen, wenn man kurz nach dem Launch des iPhone online gegangen wäre. Doch als Unternehmen braucht man für so etwas immer Zeit, sondiert die Märkte, schaut welche Produkte interessant sind, wo Potentiale sind. Und wenn man das erkannt hat: Wieso noch länger warten? Dann lieber möglichst schnell einsteigen.

Könnte Mobilszene.de als Vorbild für weitere spezialisierte kress-Ableger dienen?

Zu den Planungen der Gesamtmarke kress kann ich natürlich wenig sagen. Momentan konzentrieren wir uns – und vor allem ich mich – vollkommen auf Mobilszene.de.

Dort arbeitest du als Verantwortlicher Redakteur quasi im Alleingang an den Inhalten. Sind denn diese Ein-Mann-Redaktionen die Zukunft?

Hmmm… Schwer zu sagen, ich weiß es nicht! Spezialredaktionen sind ja oft effizient besetzt. Ob das jetzt die Zukunft ist, bleibt abzuwarten.

Das heißt, diese Arbeitsweise hat auch Nachteile?

Momentan würde ich nicht sagen, dass es Nachteile hat. Es läuft gut.

Wo möchtest du inhaltlich mit Mobilszene.de hin?

Wenn man sich unser Produkt anschaut, dann besteht das ja aus dem aggregierten Teil und aus den etwas hintergründigeren Geschichten. Ich hätte gern etwas mehr eigene Sachen. Schon um das Produkt unterscheidbarer zu anderen zu machen, damit wir über diese exklusiven Inhalte ein eigenes Profil aufbauen.

Dennoch: Der Mobile-Trend in der Berichterstattung scheint schon längere Zeit abzunehmen.

Dass Apple wieder auf den Boden zurückkommt und dieser ganze unnatürliche Hype abflacht, mag sein! Aber dass Mobile abflacht glaube ich nicht. Je alltäglicher Mobile wird, desto höhere Bedeutung hat es. Dann wäre Mobilszene.de quasi eine Pflicht-Lektüre.

Dass Bild.de das übernächste iPhone nicht mehr als Aufmacher hat, kann sein. Aber viele andere wichtige Dinge sind auch nicht in der Bild, von daher könnte ich damit leben.

Das klang ja fast schon Apple-kritisch!

Nein, ich bin nicht kritischer gegenüber Apple als gegenüber anderen Herstellern. Ich habe keine extrem emotionale Einstellung gegenüber irgendeinem Hersteller: Ich habe sowohl ein iPhone als auch ein Android-Gerät.

Mobilszene.de hat ein zugespitztes Themengebiet, aber eine sehr breite Zielgruppe. Ist das nicht ein möglicher Fallstrick, wenn man zum einen für Entwickler, zum anderen für Medienunternehmen schreibt und für den Interessierten, der mal ein iPhone in der Hand hatte?

Es klingt zuerst schon umfangreich. Wir dürfen uns aber keine Illusionen machen: Die Hardcore-Nerds, die nur ihren Code rein hacken, die werden wir nicht bekommen. Hauptaugenmerk von uns ist immer auch die wirtschaftliche Perspektive von Mobile, nicht die technische. Das ist das Bindeglied.

Wie siehst Du die Zukunft von Mobilszene.de?

Wir haben ja immer noch das Beta-Label oben dran, wir sind noch nicht ganz fertig. Erst, wenn es an keiner Ecke mehr Zipperlein gibt, kommt das weg. Gerade werden aber die letzten größeren Bugs behoben und das Beta-Label wird sehr, sehr bald verschwinden. Jetzt schon vom nächsten Schritt zu sprechen, wäre etwas früh.

Das Interview führte Marcel Fröbe. Es erschien am 11. Oktober 2012 auf medienMITTWEIDA.

Konstantin Neven DuMont hat es im Oktober 2010 von der Vorstandsetage von M. DuMont Schauberg mit Negativschlagzeilen auf die Titelblätter geschafft: Die sogenannte Blog-Affäre blamierte den Verlegersohn in der gesamten Branche. Nachdem sich Neven DuMont in letzter Zeit zurückgezogen hatte, spricht er nun im Interview mit Marcel Fröbe über diese schwierige Zeit und seine Zukunftspläne.

Sie standen im Verdacht, im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier unter verschiedenen Pseudonymen kommentiert zu haben. Sie bestreiten das. Wer steckt dann dahinter?

Bevor Stefan Niggemeier diesen Verdacht äußerte, standen wir in einem intensiven Austausch. In diesem Zusammenhang hatte er mir mitgeteilt, dass er davon ausgehen müsse, dass ich nicht der Verfasser dieser anonymen Kommentare sei. Dennoch veröffentlichte er circa eine Woche später diesen Verdacht. Danach habe ich mich mit den zwei wirklichen Verfassern unterhalten. Sie haben mich aus Angst vor beruflichen Nachteilen eindringlich darum gebeten, ihre Namen nicht zu veröffentlichen. Ferner sagten sie, dass das doch alles gar nicht so schlimm sei und dass es sich bei den Beiträgen um „Kunst“ handeln würde. Auch in meinem Umfeld sprach sich die Mehrheit dafür aus, die Namen nicht zu veröffentlichen. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, wie sich diese Geschichte weiterentwickeln würde, hätte ich wahrscheinlich anders gehandelt. Ich gebe zu, dass ich diese Geschichte zum damaligen Zeitpunkt nicht ernst genug genommen habe.

Sehen Sie sich als Opfer einer medialen Kampagne?

Ja, ich fühlte mich im Herbst als Opfer einer Kampagne. Zeitungen wie beispielsweise die Taz haben damals geschrieben, dass ich die Kommentare persönlich verfasst hätte und dass ich Hilfe brauchen würde. Es sollte der Eindruck vermittelt werden, dass ich nicht richtig „ticken“ würde. Der heutige Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, Kurt Kister, machte sich über meinen angeblichen Hang zur Esoterik lustig. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass ich mit Esoterik nichts am Hut habe und ihr sehr skeptisch gegenüberstehe. Obwohl solch eine große Kampagne gegen mich gefahren wurde, hat das meinem Ansehen auch aus heutiger Sicht nicht geschadet. Ich habe insbesondere auch im Management der Medienunternehmen nach wie vor einen guten Ruf. Das wird mir von verschiedenen Seiten immer wieder bestätigt. Auch sonst denke ich, dass sich die Kommentatoren mit dem, was sie da vor hatten, nicht durchgesetzt haben.

Wie hat es sich angefühlt, dermaßen in der Öffentlichkeit diskutiert zu werden?

Das ist natürlich jetzt auch wieder einige Zeit her, das heißt, dass sich meine Gefühlslage im Bezug auf diese Punkte auch schon wieder verändert hat. Grundsätzlich bin ich eigentlich gern in der Öffentlichkeit, weil ich dann auf Missstände aufmerksam machen kann, die mir persönlich wichtig sind. Beispielsweise der gescheiterte Umgang mit Gewaltverbrechern, soziale Gerechtigkeit oder Umweltschutz. In der Phase Oktober, November und Dezember fühlte ich mich insgesamt aber sehr ungerecht behandelt. Die Niggemeier-Geschichte war eine Sache. Aber das Skandalöse war, wie die sogenannten Qualitätsmedien darauf reagiert haben. Besonders schlimm waren die Wettbewerber der Zeitungen, die zu M. DuMont Schauberg gehören: Es wurden von ihnen eben auch Dinge behauptet, die nicht wahr sind. Das wurde dann leider nach der Fachpresse auch von weiteren Medien aufgegriffen. Die Medienredakteure haben hier zum Teil einfach voneinander abgeschrieben. So hatte sich dann ein völlig falsches Bild vervielfältigt.

Anschließend planten Sie öffentlich ein eigenes Internetportal. Wann startet das?

Ich gehe davon aus, dass es bald losgehen wird. Irgendwie kam in den letzten Monaten immer wieder etwas dazwischen. Es gibt wohl auch Menschen, die gar kein Interesse daran zu haben scheinen, dass meine Projekte an den Start gehen. Das zeigt sich in monatelangem, strafrechtlich relevantem Mobbing, der Tatsache, dass ich nicht ausgezahlt werde und allerlei sonstigen Ablenkungsmanövern. Es gibt aber auch noch andere Gründe, wie meinen Sportunfall und verzögerte Techniklieferungen aufgrund des Tsunamis. Ich will aber gar nichts entschuldigen oder rechtfertigen. Der Hauptgrund bin ich vermutlich selber. Ich brauchte einfach Zeit, mich zu sortieren beziehungsweise zu erden. Karriere ist eben doch nicht alles. Wenn man über 15 Jahre im sogenannten „Hamsterrad“ gelaufen ist, tut es gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Außerdem arbeite ich an diversen Drehbüchern und bereite Projekte vor. Sobald meine Rippenbrüche verheilt sind, wird das Tempo wieder erhöht.

Der Fokus Ihres Internetprojekts soll auf Medienkritik liegen. Was würden Sie just in diesem Moment an den Medien kritisieren?

Ich habe den Eindruck, dass vor allem die sogenannten „Qualitätsmedien“ zu viel über Banales berichten. Als Beispiel möchte ich die Hochzeit von William und Kate nennen. Diese wurde von ARD und ZDF zeitgleich übertragen. So bleiben wichtige gesellschaftspolitische Themen auf der Strecke. Die „Gier“ nach Quote scheint sich immer mehr durchzusetzen.

Auch weil die Medien ihrer Kontrollaufgabe nicht ausreichend gerecht würden, vertraut Neven DuMont durchaus auf den Mediennachwuchs. Gerade jetzt brauche es junge und engagierte Medienmacher. Darüber spricht er unter anderem im folgenden Videobeitrag.

Zusätzlich erschien ein Video-Interview, in dem Konstantin Neven DuMont weitere Fragen beantwortet.
Das Interview führte Marcel Fröbe. Es erschien am 06. Mai 2011 auf medienMITTWEIDA.

Das Medienjahr 2010 ist beinahe zu Ende. Dabei bot es eine Vielzahl kurioser Geschichten, die selbst das Scripted-Reality-TV nicht besser hätte schreiben können. Ein unrepräsentativer und äußerst unvollständiger Jahresrückblick, von Freiheitsberaubung hin zu gescheiterten Trash-Offensiven.

Aus Mediensicht war 2010 ein spannendes Jahr: Das iPad ließ Hoffnungen der Verlage keimen. Die deutsche Alternative, WePad oder WeTab, wie es seit 7. Mai heißt, hatte Anlaufschwierigkeiten. Bis Richard Gutjahr aufdeckte, dass Firmenchef Helmut Hoffer von Anckershoffen selbst der größte Fan seines Produkts ist. Mit Flattr startete ein Bezahlmodell für Online-Content und das Supertalent holte Traumquoten für RTL. Eine deutsche Sporttageszeitung sollte ihren Platz im Presseregal einnehmen – praktisch unbemerkt von Kioskbetreibern und der Öffentlichkeit.

15. März: Endlich eine tägliche Sport-Zeitung für Deutschland

Der „Sport-Tag“, mit dem Verleger Michael Hahn eine Marktlücke schließen wollte, legte am 15. März laut Medien-Experten einen Fehlstart hin. Das Zeitungsprojekt mit großen ausländischen Vorbildern wie Gazzetta dello Sport, Marca oder L’Equipe hatte auch knapp zwei Monate später keine Fahrt aufgenommen. Schnell wurde die Erscheinungsfrequenz des Mediums von täglich auf wöchentlich gedrosselt, damit wurde jedoch die Überlegenheit der Konkurrenz deutlicher: Denn Der Sport-Tag lag nun am selben Tag wie der Kicker am Kiosk. Letztendlich bewogen die „katastrophalen Abverkäufe, die umgerechnet sogar unter denen der täglichen Ausgaben lagen“ die SIM Verlagsgesellschaft am 10. Mai zur Einstellung des Projektes. Dabei hatte sie in ersten Ausgaben noch Verstärkung gesucht. Auch Redakteure – einzige Einstellungsvoraussetzung: „Was Sie bisher über Sport geschrieben haben wurde auch veröffentlicht“.

10. Juni: Alle aus dem Weg – Jauch kommt!

Wie die ARD am 10. Juni mitteilte, moderiert Günther Jauch ab Herbst 2011 im Ersten. Das bisherige RTL-Aushängeschild bleibt seiner Show „Wer wird Millionär?“ zwar treu, verabschiedet sich aber von Stern TV. Im Ersten bekommt er dafür den Sendeplatz von Anne Will am Sonntag. Unschön: Anne Will erfuhr davon im Urlaub – aus den Medien. Aufgrund der Zeitverschiebung hätte sie der NDR-Intendant nicht erreichen können. Doch nicht nur sie erhält einen neuen Sendeplatz. Auch Frank Plasberg und Reinhold Beckmann müssen mit neuen Sendeterminen Vorlieb nehmen. Die Runfunkräte des MDR, des BR und des WDR kritisierten die Entscheidungen der ARD, fünf Talk-Runden pro Woche seien zu viel. Zumindest einen dürfte die ARD nach dem Hin und Her nicht vergrault haben: Günther Jauch, für den nun ein gemachtes Nest beim Öffentlich-Rechtlichen steht.

19. August: RTL II macht „fun“

RTL II gab das Scheitern seiner neuesten Trash-Offensive bekannt. Der Sender hatte versucht, die von Big Brother hinterlassene Programmlücke mit gleich drei neuen Formaten zu füllen: „Tattoo Attack – Promis stechen zu“, „Abenteuer Afrika – Deutsche Teenies beißen sich durch“ und „Das Tier in mir“ versprachen ohnehin alles andere als Authentizität. Tatsächlich mussten sich übergewichtige Jugendliche in Afrika durchkämpfen und schlüpften B- und C-Promis in die Rolle von Tieren. Das war zu viel – für Zuschauer und Medienjournalisten. Sowohl Quote wie auch Kritik fiel verheerend aus. Der Ausgangspunkt für ein Umdenken im Privatsender? Jedenfalls verabschiedete sich das Medienunternehmen prompt von seiner Unterhaltungschefin und gelobte in einer Pressemitteilung Besserung. Doch Gut Ding will Weile haben. Denn obwohl RTL II dem zuvor präsentierten Menschenzoo – in Maßen – abgeschworen hat, bleibt der Sender mit „X-Diaries“ dem Genre der Pseudo-Doku treu. Einzelne Folgen der ebenfalls im August gestarteten Soap wurden derweil von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen beanstandet. Aber das sollte mit Humor genommen werden. Wie sagt der Sender-Claim so schön? „It’s fun.“

14. Oktober: „Freiheitsberaubung“ bei den Öffentlich-Rechtlichen

Nach einem Bericht des Online-Portals der WAZ mussten die Live-Zuschauer bei der Produktion der ZDF-Show „Rette die Million!“ sieben Stunden ausharren. Grund dafür war, dass sich neben den 350 Gästen auch ein siebenstelliger Geldbetrag im Raum befand. Um die Vorgaben der Versicherung zu erfüllen, habe sich die Aufnahmedauer mit langen Wartezeiten ausgedehnt, so eine Sprecherin der Produktionsfirma. „Wir bekamen nicht ein Wasser zu trinken, wir durften nicht zur Toilette gehen“, erinnerte sich die Besucherin Doris Helbig. Nach fünfeinhalb Stunden hätte es ein Zuschauer-Block gewagt, die Aufzeichnungen zu verlassen. „Danach haben die Mitarbeiter der Produktionsfirma Endemol regelrecht gebettelt, dass der Rest im Studio bleibt.“ Wahrscheinlich ein echtes Novum 2010: Wann haben Fernseh-Mitarbeiter zuvor bei der Ausübung ihrer Arbeit betteln müssen? Auch nach dem Ende der Show hatten die Zuschauer sitzen zu bleiben – schließlich musste das Geld nachgezählt werden. Ob die Fernseh-Leute auch dafür bettelnd durch die Zuschauer-Reihen ziehen mussten ist nicht überliefert. Von diesen Zwischenfällen bemerkte der Fernsehzuschauer bei der ausgestrahlten Sendung natürlich nichts. Trotzdem entschuldigte sich das ZDF für die Unannehmlichkeiten. Die Gäste hatten schließlich zwölf Euro Eintritt bezahlt. Wobei das pro Stunde nur zwei Euro macht – ein prima Preis-Leistungs-Verhältnis, oder?

18. Oktober: Konstantins dunkles Geheimnis aufgedeckt

In einem Blogeintrag des Medienjournalisten Stefan Niggemeier wurde Verlegersohn Konstantin Neven DuMont verdächtigt, unter verschiedenen Synonymen hunderte Kommentare in dessen Weblog verfasst zu haben. Was damals niemand ahnte: Die Geschichte hat sich Dank der Interviewbereitschaft DuMonts bis heute gehalten. So schaffte es die Entdeckung Niggemeiers von dessen Blog in die Bild, den Spiegel und den Focus. Am 9. Dezember wurde bekannt, dass Konstantin Neven DuMont nach seiner Funktion als Herausgeber verschiedener Print-Titel auch den Vorstandsposten bei M. DuMont Schauberg verloren hat. Doch das brachte die teils äußerst abstrusen Verwicklungen nicht zu einem Ende. Der öffentlich geführte Familienzwist wird wohl im nächsten Jahr fortgesetzt. Auch plant DuMont eine Website für Medienkritik und eine Karriere als Moderator. Was daraus geworden ist, findet sich zu gegebener Zeit auf medienMITTWEIDA – im Jahresrückblick 2011.

Ein Jahresrückblick von Marcel Fröbe. Der Artikel erschien am 23. Dezember 2010 auf medienMITTWEIDA.